Bündische Jugend und andere Jugendverbände

Jugendverbände in der Weimarer Republik

Viele Jugendliche traten in den 20er und 30er Jahren einem Jugendverband bei. Warum?

Viele Väter kehrten spät oder gar nicht aus dem Ersten Weltkrieg zurück. So wuchsen ihre Kinder ohne Vater auf. Wegen der hohen Arbeitslosigkeit waren die Aussichten zudem nicht rosig, nach der Schule eine Arbeit oder gar einen Ausbildungsplatz zu finden. Viele Jugendliche fühlten sich darum verloren und suchten Halt in Gruppen.

1922 trat das Gesetz mit dem langen Namen "Reichsjugendwohlfahrtsgesetz" in Kraft. Damit wurden auch verschiedene Angebote für Jugendliche geschaffen. Viele Jugendliche traten nun in Sportvereine oder evangelische bzw. katholische Jugendverbände ein.
 

Bündische Jugend

Alle Jugendverbände, die politisch unabhängig waren (also keiner Partei zugehörig waren) und die, die nicht konfessionell gebunden und somit von der Kirche unabhängig waren, wurden zur Bündischen Jugend vereint. Vor allem waren dies Pfadfinder und Wandervögel. Ihr wichtigstes Ziel war die Rückbesinnung auf die Natur.

Anders als bei den Wandervögeln der Kaiserzeit verstand man die neuen Bünde als Jungenverband, sodass die Mädchen häufig ausgeschlossen waren. Auch die Haltung dieser Bünde unterschied sich von der der Wandervögel.

Mit der Erfindung der Jungenschaftsjacke (eine blaue Schlupfjacke) 1928 wurde nun auch eine einheitliche Kluft üblich. Die Gemeinschaft wurde nun als Lebensbund angesehen, das heißt als ein Bund, der lebenslang galt. Unter Hitler wurden die Bünde schon im Sommer 1933 verboten.
 

Jugendverbände der NSDAP

Schon 1922 war der "Jugendbund der NSDAP" gegründet worden. Die 14- bis 16-Jährigen waren in den "Jungmannschaften", die 16- bis 18-Jährigen im "Jungsturm Adolf Hitler". Diese galt als Jugendabteilung der Sturmabteilung (SA).

Nach dem kurzzeitigen Verbot der NSDAP 1923 lösten sich zunächst auch deren Jugendverbände auf, wurden dann aber unter verschiedenen Namen neu gegründet. Dann setzte sich die "Großdeutsche Jugendbewegung" durch. Aus dieser wurde im Juli 1926 die "Hitlerjugend, Bund deutscher Arbeiterjugend"  – Jahre vor Hitlers Machtergreifung.
 

Hitlerjugend und Bund deutscher Mädel

Wer 10 Jahre alt war, konnte in das "Deutsche Jungvolk" eintreten. Diese Jungen wurden zunächst scherzhaft Pimpfe genannt, ab 1933 mussten sie sich dann so nennen. Zur Pimpf-Uniform gehörten Diensthose, Lederkoppel mit Koppelschloss, Braunhemd und Halstuch. Mitglied in der Hitlerjugend konnte man dann mit 14 Jahren werden.

Für Mädchen gab es ab 1926 zunächst die "Schwesternschaften", die 1930 in "Bund deutscher Mädel" umbenannt wurden. Auch hier waren die 10- bis 13-Jährigen in einer Gruppierung, den "Jungmädeln". Sie trugen einen dunkelblauen Rock, eine weiße Bluse und ein schwarzes Halstuch mit Lederknoten.

Alle diese Organisationen übten große Faszination auf viele Jugendliche aus.
 

Strenge Hierarchie

Alle diese Gruppen von Jugendverbänden waren durchorganisiert in verschiedene Einheiten. Beim Jungvolk hießen diese z. B. Jungenschaft (10-15 Jungen), Jungzug (3 Jungenschaften), Fähnlein (4 Jungenzüge), Jungstamm (4 Fähnlein) und Jungbann (5 Stämme). Zum Programm bei den Jungmädeln und Pimpfen gehörten Ausflüge, Wanderungen und Märsche in der Natur. Gruppenspiele, Sportangebote und Theater- oder Musikaufführungen gehörten ebenfalls zum Angebot.

Während die Jungen vor allem kräftig und zäh werden sollten, schulte man bei den Mädchen die gewünschten "weiblichen" Fähigkeiten wie Handarbeiten, Nähen und Basteln.